Das Ergebnis des Berichts zur Pilotstudie sexueller Missbrauch in der röm.-kath. Kirche Schweiz hat mich nicht überrascht, da schon viele Missbräuche aufgedeckt wurden. Weiterhin bin ich aber fassungslos, weil Menschen dadurch an ihrer Lebensentfaltung, am Aufbau tragfähiger Beziehungen gehindert worden sind und diese haben das Vertrauen zu Menschen, ins Leben und in die Kirche verloren.
Unser Bischof Felix hat sich offiziell für die sexuellen Missbräuche entschuldigt und möchte die seit der Jahrtausendwende begonnene Aufarbeitung der Missbräuche weiterführen und verbessern. Dies unterstütze ich sehr. Durch ein Klima der Offenheit, Prävention und Intervention wird im Bistum seit langem das Schutzkonzept sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld umgesetzt.
Für die Opfer bleibt die Wunde und vieles, was nicht mehr zu heilen ist. Wichtig ist daher, dass diese Menschen begleitet werden und ihnen die Würde zurückgegeben wird, die ihnen durch kirchliche Amtsträger genommen worden ist.
Als Seelsorger wünschte ich mir, dass mehr und mehr die Ursachen des sexuellen Missbrauchs aufgedeckt werden und den damit in Zusammenhang gebrachten alten Reformstau der Institution seit den 70iger Jahren endlich Rechnung getragen wird. Ersatz der veralteten Sexualmoral durch eine lebensnahe und auf die Liebe gründende Sexualmoral. Unabhängig von Zivilstand, Geschlecht und Lebensform: Zugang zum Diakonen- und Priesteramt. Positive Einstellung zur Homosexualität fördern und Transparenz und Offenheit darüber und auch in anderen Dingen pflegen.
Wichtig für alle vor allem in der Seelsorge tätige scheint mir mehr und mehr, vor allem im Kinder- und Jugendbereich, eine Kultur der Achtsamkeit und den respektvollen Umgang zu pflegen. Vertrauen kann so in den Gemeinden und Kirchen langsam wieder wachsen. In Transparenz und Aufrichtigkeit kann so jede/r Seelsorger/-in, jede/r Gläubige am Aufbau des Reiches Gottes mitarbeiten.
Für die Zeilen: Wolfgang Meier, Gemeindeleiter